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11.07.
23. Friedberger Burgfest
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Anfahrt: Per Auto über A5/A45 die Abfahrt Bad Nauheim, B3 in Richtung Friedberg. Per Bahn von Frankfurt die S6 zum
Bahnhof Friedberg.
Samstag (ab 13.00): Mike Stern (Jazz/Rock), Charly Mariano, Jasper van’t Hof (Jazz), Die Schroeders (Rock), Cashma
Hoody (Reggae), No Sex until Marriage (Funk/Rock/Metal), Klaus der Geiger (ohne Worte), Duos Guitarros (Gitarrenmusik),
Terry Keegan (Trommeln) und diverse lokale Bands.
Eintritt: 25 DM (AK) bzw 20 DM (VVK)
Kontakt (nur dieses Jahr): Stadtjugendring Friedberg e.V:, Gärtnerweg 1, 61169 Friedberg, Fon & Fax:
06031/61961
Di ab 20.00 Uhr oder Sa. nachmittags
WZ-Archiv 6.11.1998
Endgültiges Aus fürs Friedberger Burgfest? Grund: Zu
wenige Mithelfer - Statt dessen Reihe einzelner Konzerte?
Friedberg (sha). Das Friedberger Burgfest hat in diesem Jahr
voraussichtlich zum letzten Mal stattgefunden.
Laut Stadtjugendpfleger Jürgen Umsonst sollen in Zukunft »kleinere
Brötchen gebacken werden«, da es an
Organisationswille für das Jugendfestival mangele.
Aufgrund des mangelnden Interesses für die Organisation des
Burgfestes habe der Stadtjugendring- Vorstand
vorerst beschlossen,
kein weiteres Festival von Jugendlichen für Jugendliche stattfinden
zu lassen und es statt
dessen durch einzelne Konzerte zu ersetzen.
Der Erste Stadtrat Michael Keller betonte, daß das Burgfest keine
Veranstaltung der Stadt Friedberg sei,
sondern eine Jugendveranstaltung. Doch genau da liegt das größte
Problem: Schon in diesem Jahr zeigten
nur recht wenige Jugendliche Engagement für das aufwendig zu
organisierende Fest, und für diejenigen, die
Interesse bekundeten, war es wegen ihrer Unerfahrenheit eine
vollkommene Überlastung, hatte schon die
Stadtjugendpflege im August in ihrem vorläufigen Abschlußbericht zum
Burgfest erklärt. Auch das
Wegbleiben der Besucherzahlen und die damit verbundenen fehlenden
Einnahmen tragen zu der vorläufigen
Entscheidung bei, eine derart umfangreiche Veranstaltung nicht mehr
stattfinden zu lassen.
Ob eine Wiederaufnahme des Burgfest-Programms möglich ist, wird sich
in der Jahreshauptversammlung
des SJR am 17. November ab 20 Uhr in der Stadthalle entscheiden, wo
es unter anderem um die Wahl eines
neuen Vorstands geht. Neue
Perspektiven können hierbei wohl nur geschaffen werden, wenn die
Faktoren Ideen-
reichtum, Motivationslust und hundertprozentiger
Einsatz der Jugendlichen zusammenfallen. Im städtischen Haushalt
für
1999 sind bis jetzt (noch?) 20 000 Mark für das Burgfest vorgesehen.
WZ-Archiv 4.9.1998 »Ergebnis, mit dem man zufrieden
sein kann«
Vorläufiger Abschlußbericht über das 23. Burgfest im Juli liegt
vor - »In etwa null auf null aufgegangen«
Friedberg (ütz). Mit einem Ergebnis, das - insbesondere in
Anbetracht des schlechten Wetters - letztlich zufriedenstimmen kann,
haben die Organisatoren das 23. Friedberger Burgfest am 11. Juli
abgeschlossen. Bei rund 2100 Besuchern wurden Einnahmen in Höhe von
102000 Mark erzielt, denen Ausgaben von knapp 80 000 Mark
gegenüberstanden. Exakt ein Überschuß von 22 662,35 Mark war es, was
fast auf den Pfennig genau den Zuschüssen und Ausfallbürgschaften
von 23 500 Mark durch Stadt und Kreis entspricht, so daß das Fest
unter Nichtberücksichtigung der noch zu zahlenden Steuern fast null
auf null ausging. Dieses Fazit
zog die Stadtjugendpflege in einem neunseitigen Bericht, der am
Mittwoch abend dem Ausschuß für Jugend, Kultur und Sport zur
Kenntnis gegeben wurde.
In dem Bericht wird zunächst auf die Vorgeschichte eingegangen und
dabei unter anderem an die Auflösung des bisherigen Trägervereins
und die Übernahme der Trägerschaft durch den Stadtjugendring nach
schwierigen Verhandlungen erinnert. Außerdem enthält das Papier
zahlreiche Positiv- und Negativ-Bewertungen, was zum Beispiel
Werbung, Programm, Stände, Vorverkauf oder Getränkeverkauf
anbelangt. Gelobt wird unter anderem das große Engagement der
Jugendlichen, etwa beim Auf- und Abbau, und die gute Zusammenarbeit
mit dem städtischen Bauhof.
In dem Bericht wird festgehalten, daß die gesamte Veranstaltung gut
geordnet und entspannt verlief: Ȇber den ganzen Tag herrschte eine
aggressionsfreie und entspannte Atmosphäre, wozu auch das gute
Feedback der Besucher beitrug.«
Nach schleppendem Beginn habe sich bereits am frühen Abend gezeigt,
daß der Anspruch, eine neue, jugendliche Besuchergruppe
anzusprechen, gelungen war. Während des Auftritts der Formation »Die
Schröders« habe sich vor der Holzbühne eine Menge Jugendlicher unter
20 Jahren versammelt, »wie sie Friedberg wohl seit Jahren nicht mehr
zu verzeichnen hatte«. Es sei davon auszugehen, daß bis zu 700
Jugendliche zwischen zwölf und 22 Jahren das Fest besuchten. Die
Bilanz, was das Ausbleiben von Zerstörungen anbelangt, sei sehr
positiv. Und außer dem Diebstahl von einigen blinkenden Lichtern der
Absperrbarken außerhalb des Geländes habe es keine Schäden gegeben.
»Trotz eines völlig neuen und unerfahrenen Teams an Organisatoren
versank das Festival weder in der Vorbereitung noch am
Veranstaltungstag im Chaos«, wird in dem Bericht konstatiert.
Darüber hinaus sei es gelungen, neue Ideen und Konzepte sowie das
Ziel Generationswechsel auf mehreren Ebenen zu verwirklichen: »Diese
Entwicklung wäre ohne das Engagement vieler - und insbesondere der
Stadt Friedberg mit der Bereitstellung von Ausfallbürgschaft,
Zuschuß und Honorarsteilen - nicht möglich gewesen«, heißt es unter
anderem.
Als großes Problem allerdings hätten sich bei der Vorbereitung die
Räumlichkeiten des Stadtjugendrings im Gärtnerweg 1 dargestellt. Es
stehe für die Arbeiten nur ein Raum zur Verfügung, was schwierig
sei, weil oft mehrere Arbeitsgruppen gleichzeitig tätig sein müßten.
Insgesamt gesehen sei der Gärtnerweg als Treffpunkt für Jugendliche
ungeeignet: »Für die Arbeitsgruppe Burgfest wäre ein Treffpunkt
wichtig, der auch von anderen Jugendlichen frequentiert wird, um so
die momentane Anonymität der Arbeit aufzulösen und neue Jugendliche
für eine Mitarbeit gewinnen zu können.«
Die Größe der diesjährigen Gruppe stelle mit zehn bis 15 Personen
die Untergrenze dar, die zu einer Durchführung des Burgfestes nötig
sei. Aufgrund der Unerfahrenheit seien einige in der heißen Phase
überlastet gewesen. Am Veranstaltungstag habe sich aber bei vielen
gezeigt, »daß sie die Gesamtsituation
nicht aus den Augen verloren hatten«. Regelmäßig seien Anfragen von
den Organisatoren über Einnahmesituation und Besucherzahlen im
Finanzbüro eingegangen. Die Erleichterung sei allen anzumerken
gewesen, als festgestanden habe, »daß die ganze Mühe und Arbeit
sowie der Neuanfang einer alten Tradition nicht im finanziellen
Fiasko geendet hatte«.
Abschließend wird auf den finanziellen Aspekt verwiesen, wobei dem
Überschuß von 22 662,35 Mark die Zuschüsse in Höhe von 23 500 Mark
gegenüberstehen. Kommentar: »Ein Ergebnis, mit dem man insbesondere
aufgrund des schlechten Wetters zufrieden sein kann.« Die zu
erwartenden Steuern sollten aus der als Gewinn ausgezeichneten Summe
bezahlt werden können, da die Kostenaufstellung nahezu komplett sei
und nur noch wenige Faktoren offen seien.
Mit einem endgültigen Kassenabschluß sei in den nächsten Wochen zu
rechnen, damit alles umgehend dem Steuerberater vorgelegt werden
kann.
Aus der beigefügten Kostenaufstellung geht hervor, daß an der
Abendkasse (32 700 Mark), beim Getränkeverkauf (25 000 Mark), durch
die Zuschüsse (23 500 Mark) und den Vorverkauf (9 500 Mark) die
größten Einnahmen erzielt wurden. Dickste Ausgabeposten waren die
Gagen (25 400 Mark), Getränkekauf
(11 500 Mark), Beschallung und Licht (7500 Mark), Ordnungsdienst
(4375 Mark) und Aufwandsentschädigungen (3050 Mark).
WZ-Archiv 13.7.1998
Alles war fast wie am Anfang...
...und doch vielleicht das Ende - Burgfest wieder mit wenigen
Besuchern
Friedberg (ax). Bye, Bye, Burgfest 1998. Und hoffentlich nicht
Abschied für immer von einem Fest, dessen
23. Auflage auch in diesem Jahr nicht die erhoffte Zahl von
Besuchern anzulocken vermochte, die zum
Überleben dringend notwendig sind. Etwa 1800 Leute zählte man am
Samstag an den Kassen, viel zu wenig
für den enormen finanziellen Aufwand einer Fete mit zehn Bands und
einer Vielzahl anderer Attraktionen.
Dennoch wird man vielleicht mit der städtischen Ausfallbürgschaft
gerade so hinkommen, aber eine solide
Basis für die Zukunft ist das sicher nicht. Und so beschlich die
zahlreichen eingefleischten Burgfests-Fans,
viele von ihnen schon von Anfang an dabei, eine größere Melancholie,
während die Jüngeren noch der Musik
zujubelten wie eh und je.
Schon der Anfang war wenig verheißungsvoll, mit einem mehr als
dubiosen Wetter, das die ersten Gruppen
vor einem versprengten Häuflein von Menschen im Burggarten spielen
ließ. Unverdrossen gaben die Bands
ihr Bestes vor einer Kulisse, die nicht gerade sehr anspornen
konnte. Den Anfang machten auf der
Holzbühne »Boobypein«, eine Band aus der Region, die mit ihrem
fetzigen, kraftvollen Rock hierzulande ja
keine unbekannte Formation mehr ist. Den Reigen der regionalen
Gruppen setzte dann an gleicher Stelle
»Dinosaurium« aus Gießen fort, eine gekonnte Mixtur aus
Independent-Sound und unbekümmerter
Sixties-Musik. Den Abschluß des Nachmittags-Blocks auf der Holzbühne
machten »No sex until Marriage«,
und mittlerweile hatten sich dazu dann doch wesentlich mehr Leute
eingefunden. Das war auch gut so, denn
die vier Jungs aus Hannover legten eine Performance hin, die für den
ersten Höhepunkt des Tages sorgte -
mit Texten ohne political correctness und mitreißenden Rhythmen
irgendwo zwischen Funk und Grunge . . .
Auf der Naturbühne hatten »Bad Tempered Moon« aus Gießen mit ihrem dichtgewebten, manchmal
meditativen Klangteppich ihre Visitenkarte abgegeben, gefolgt von
einem ungewöhnlichen musikalischen
Leckerbissen, nämlich »Dos Guitarras« von der Kanareninsel La Gomera,
einer Musik, die wie die Strahlen
der südlichen Sonne auf und unter die Haut ging. Ja, und dann
kletterte ein alter Bekannter auf die Bühne,
»Klaus der Geiger« mit seinem »Maximum-Terzett«, immer noch
rotzfrech, respektlos und frei heraus wie in
den wilden Zeiten des Anfangs. Die vier Bands am Abend überzeugten
alle, doch schossen »Die Schröders«
und Jazz-Legende Mike Stern den Vogel ab. Erstere waren vor mit
ihrer Synthese von Punk und NDW das
Highlight für die Jüngeren, während nebenan auf der Naturbühne die
eleganten, wunderschönen
Klangkaskaden des Ex-Blood, Sweat & Tears-Mannes die Alteren in
Scharen anzogen. Zum Ende dann auf
der Holzbühne edler Reggae mit »Cashma Hoody«, während auf der
Naturbühne »Guru Guru« mit
Psychedelic-ähnlichem Rock das Finale bestritt. Ansonsten herrschte
im Burggarten das gewohnte Treiben,
natürlich mit dem unverwüstlichen
Terry Keegan, jede Menge Ständen
mit Klamotten oder Schmuck, Masken
und Schnitzereien, aber auch politischer Information. Auch die
Stelzen-Urvögel von »Andersland« streiften in
ihren phantastischen Kostümen durchs Gelände, und die kulinarische
Seite bot im Gegensatz zum letzten
Jahr eine Vielfalt an Verführungen, von der guten alten
Bratkartoffel bis hin zu Spezialitäten aus Thailand,
Mexiko, der Karibik und Brasilien.
Es war eigentlich wieder fast so wie ganz am Anfang, irgendwie hatte
sich der Kreis geschlossen. Und sollte
dieses wirklich das letzte Burgfest gewesen sein, so wäre es nach
all den Jahren ein gutes Ende gewesen, ein
schöner Schwanengesang einer schönen Idee.


Bilder: WZ-Archiv
WZ-Archiv 13.7.1998 Rockoma zog psalmodierend
durchs Gelände
Burgfest-Splitter: Episoden rund ums Festgeschehen - Gute Sache:
der offene Adolfsturm
Friedberg (ax/har). Zwei Kassenhäuschen waren vor dem
Burggarteneingang aufgebaut worden. Während es
in der einen Hütte ganz friedlich zuging, hatte die junge
Burgfestmitarbeiterin im zweiten Holzhaus mit der
Verjüngung von so manchem Besucher zu kämpfen. Hier gab es die
ermäßigten Karten, wo Besucher
zwischen 13 und 17 statt 25 Märker nur einen Betrag in Höhe ihres
Alters zu zahlen hatten. Da mußte der
Ausweis vorgelegt werden, und da wurde aus einer angeblich
14jährigen plötzlich eine 16jährige. Geärgert hat
sich ein Schüler, der zwar seinen Schülerausweis dabei hatte, aber
kürzlich 18 geworden war und nun 25
Märker hinlegen sollte, da es sonst keinerlei ermäßigte Karten gab,
sicher nicht die beste Lösung.
*
Amüsiert betrachtete so mancher nach dem Passieren des Eingangs den
Stempel, der ihm da gerade auf die
Hand gedrückt worden war. Da war doch deutlich »Burgfest 89« zu
lesen. Nun, es war kein falsch
hergestellter Stempel, die Verantwortlichen, die ja an jeder Ecke
sparen mußten, hatten einfach keinen neuen
hergestellt, sondern das Zahlenspiel 89 und 98 genutzt und das gute
alte Stück wieder benutzt.
*
Erstmals seit Jahren gab es in diesem Jahr wieder das Bier aus dem
Herzen der Natur, nachdem die
Burgfestmacher den Vertrag mit dem
kreisstädtischen Brauhaus
gekündigt hatten. Allerdings hatten sie eines
nicht so ganz berücksichtigt. Es waren zunächst nur 1000 Becher im
Umlauf, was dazu führte, daß an den
Theken die Behältnisse knapp wurden und zwei Mädels ständig
unterwegs waren, um jedem, der sein Bier
ausgetrunken hatte, zwei Märker Pfand in die Hand zu drücken, um
schnell wieder Becher zu besorgen. Im
Lauf des Abends entspannte sich die Situation, da weitere
Trinkgefäße durch einen Getränkehändler geliefert
wurden.
*
Es war dies organisatorisch das einzige größere Problem, ansonsten
lief alles wie am Schnürchen, alle Bands
fingen fast auf die Minute genau an zu spielen, und auch die Rock
Veteranen von Guru Guru, die kurzfristig
für die erkrankte Dan eingesprungen waren, waren schon am frühen abend im Burggarten. Dieser Auftritt
wäre fast noch an einem Irrtum gescheitert. Nach der mündlichen
Zusage erhielt Jürgen Umsonst am Freitag
morgen den Vertrag für den 18. Juli. Da war nun guter Rat teuer,
doch nach mehreren Telefonaten quer durch
Deutschland und der Schweiz war alles klar. Alle vier Mitglieder der
Band waren an diesem Samstag frei, und
so kam es doch noch zu dem Auftritt der Kultgruppe.
*
Durch den Auftritt von Guru Guru war die Holzbühne erstmals fest in
der Hand von Rockveteranen, die alle
seit fast 30 Jahren oder sogar noch länger im Musikgeschäft tätig
sind. Und so versammelte sich die mittlere
Generation von 30 an aufwärts, um bei
Klaus, dem Geiger,
Mike Stern
und eben Guru Guru in Nostalgie zu
schwelgen. «Das ist in diesem Jahr die Seniorenbühne«, meinte ein
jüngerer Besucher, der, wie viele seiner
Altersgenossen, trotzdem begeistert zuhörte.
*
Selbst bei der 23. Auflage des Festes gab es etwas Neues unter den
Info- und Verkaufsständen. Da war an
der großen Wegkreuzung im nördlichen Burggarten ein Gerät namens »Aerotrimm«
aufgebaut worden, in
dem sich Mutige für fünf Märker durch eigene Körperkraft mittels
mehrerer Metallräder kreuz und quer
sowie um die eigene Achse drehen konnten. »Da wird mir ja schon vom
Zusehen schlecht«, meinte ein
Besucher und nippte kopfschüttelnd an seinem Bier.
*
Vergeblich suchte der eine oder andere Fußballfan am Abend die
angekündigte WM-Femsehübertragung auf
der kleinen Geländebühne, um wenigstens mal einen kurzen Blick auf
das Spiel um dem 3. Platz zwischen
Holland und Kroatien zu werfen. Gestört hat dieser Ausfall wohl nur
zwei Besucher, die aus Kroatien
stammen und vergebens auf Information warteten. Das Spiel erschien
den Verantwortlichen nicht so
interessant, so daß man auf die Übertragung verzichtete und wieder
ein paar Mark einsparte.
*
Ein großer Erfolg wurde der Infostand der
Aids-Hilfe. Die hatten mit
einem so großen Interesse der
Besucher gar nicht gerechnet, jedenfalls waren die roten Schleifen
aus Stoff schon am frühen Abend
vergriffen. Da wurden sogar die an den Plakaten befestigten
Aidsschleifen gegen eine Spende abgegeben,
und die Sammeldosen waren prall gefüllt, was die Mitarbeiter der
Aidshilfe sichtlich freute.
*
Wie immer ging's auch diesmal im Burggarten ausgesprochen friedlich
zu, nur ganz zum Schluß und nach
dem letzten Stück Musik gab's eine mittlere Rangelei, die allerdings
auch recht schnell geschlichtet werden
konnte und glimpflich endete. Wie immer in solchen Fällen, wußte
hinterher keiner mehr so recht, warum
man sich eigentlich in die Wolle geraten war, und so endete auch
dieser unschöne Schlußakkord
einigermaßen zivil.
*
Eine besonders gute Idee war es, den Adolfsturm bis Mitternacht
offenzuhalten. Die Gelegenheit, das
Festtreiben und den ganzen Rest drumherum einmal aus der
Vogelperspektive und bei Dunkelheit zu
betrachten, nutzten sehr sehr viele Leute, und etliche von ihnen
mußten hinterher bekunden, trotz Wohnung in
der Umgegend noch nie den Bergfried erklommen zu haben. Zufrieden
waren auch die Künstlerinnen der
Ausstellung im Turm, wenn auch einige ihrer Werke den großen Ansturm
nicht unbeschadet überlebten. Er
war trotzdem eine gute Sache, der offene Adolfsturm.
*
Wieder dabei war auch die schon aus dem Vorjahr bekannte Rock-Oma,
diesmal ohne Gebiß-Jonglage, dafür
aber mit lauthals verkündeten Weisheiten, die zwar erstens keiner
verstand und zweitens niemand hören
wollte, dafür aber viel Amüsement hervorriefen. Versuche einiger
Besucher, das wunderliche Verhalten der
Dame zu ergründen, endeten im totalen Kommunikations-Fiasko, und so
zog sie denn halt psalmodierend
durchs Gelände, eine skurrile Erscheinung, sogar für die reichlich
vorhandenen Freaks.
*
Wenn's sich so fügt, erlebt das Burgfest in zwei Jahren seinen 25.
Geburtstag, und der beschäftigte schon
am Samstag die Gemüter einiger Altvorderen, unter ihnen auch welche,
die das Burgfest damals aus der Taufe
gehoben hatten. »Wir stiften
zum silbernen Jubiläum eine gute Band« beschlossen sie kurzerhand,
und jeder
gelobte, einige ansehnliche Scheine zu diesem Zweck
herüberwachsen zu lassen. Stadtjugendpfleger Jürgen
Umsonst
registrierte das Versprechen mit Wohlgefallen, und daß die
Organisatoren von einst immer noch mit
»ihrem« Burgfest verbunden
sind, ist sowieso schön zu wissen.
*
Ziemlich enttäuscht war eine Reihe von Fans aus Kassel, die extra
wegen »Dan« aus Kassel angereist waren
und dann erst im Burggarten erfahren mußten, daß es wegen Krankheit
der Leadsängerin nichts war mit dem
Auftritt der Lieblingsband. Klar, daß die Truppe ziemlich geknickt
war, von Heimreise sprach man, aber dann
blieb man halt doch, »weil's hier im Burggarten so schön ist«. Auch
die Ersatzband »Guru Guru« wurde für
prima gefunden, man tobte sich reichlich aus, und so gab's doch noch
glückliche Gesichter bei den gar nicht
mehr so traurigen Kasselanern. Sie gehörten zu den letzten, die nach
Hause strebten, und auch das nur mit
sichtbarem Bedauern. So kann's gehen.
*
Immer wieder hörte man am Samstag begeisterte Kommentare zum diesmal
wirklich astreinen Sound. So klar
und sauber kam die Musik nicht immer rüber in den vergangenen
Jahren, doch diesmal erlebte man einen
ungetrübten Hörgenuß, sowohl vor der Holz- als auch der Naturbühne.
Nicht ganz so begeistert waren
allerdings einige Musiker von einem kleinen Unruhestifter hinter der
Bühne: Sie schnappten ihn, hielten ihn
hoch und taten durchs Mikro ihren Frust kund: »Der nervt uns schon
die ganze Zeit, und zu wem er auch
immer gehört, holt ihn endlich ab« schallte es von der Bühne, und
anscheinend wurde der Nervzwerg auch
wirklich prompt eingesammelt, denn von da an spielten die Jungs von
Schröder sichtlich erleichtert.

Bilder: WZ-Archiv 12.7.1998
WZ-Archiv 22.4.1998 »Das Programm ist
jugendlicher geworden«
Nach vielen Problemen »steht« jetzt das diesjährige Burgfest -
Nur ein Tag und nur im Burggarten
Friedberg (ax). Es war schon ein Kraftakt, aber nun steigt es doch,
das 23. Friedberger Burgfest. Nach
großen finanziellen Problemen (die WZ berichtete) ist es nun doch
gelungen, die Friedberger Freiluftfete am
11. Juli auf sichere Beine zu stellen und dem weit und breit
einzigen nichtkommerziellen Musikfestival das
Überleben zu sichern - zumindest vorläufig, denn der neue Anlauf in
diesem Jahr dürfte wohl auch der
allerletzte Versuch gewesen sein, wenn er nicht erfolgreich endet.
Am vergangenen Montag stellten die Burgfestmacher ihr Konzept in den
Räumen des Stadtjugendrings im
Gärtnerweg vor. Organisatorisch hat sich einiges geändert, denn der
in finanzielle Turbulenzen geratene
Burgfest-Verein ist seit letzter Woche aufgelöst. Neuer Träger für
das Spektakel ist nun der Stadtjugendring,
eine AG kümmert sich um Vorbereitung und Ablauf. »Wir haben eine
ganz gute Mischung aus neuen Leuten
und alten Hasen«, sagte dazu Jochen Mörler, der zusammen mit Lukas
Hölzinger und Stadtjugendpfleger
Jürgen Umsonst schon längere Zeit im Geschäft ist. Zwar habe man
aufgrund der ungewissen Situation ein
halbes Jahr lang ins Blaue planen müssen, aber nun mit sehr engem
Budget ein Programm aufstellen können,
das Hölzinger so charakterisierte: »Es ist jugendlicher geworden.«
2500 Leute müssen kommen, damit sich
alles rechnet, und um dieses Ziel zu erreichen, heißt es jetzt
kräftig die Werbetrommel rühren und
Sponsoringpartner gewinnen. Ideen gibt's genug, aber ein paar mehr
Leute bräuchte die AG schon noch zu
deren Realisierung.
Auch in diesem Jahr gibt es nur zwei Bühnen, ausschließlich im
Burggarten. Hier spielen neben noch nicht
feststehenden lokalen »Openern« Mike Stern, einer der weltweit
besten Jazzgitarristen, die in der Szene
äußerst erfolgreichen Punk-Rocker »Die Schröders«, »Klaus der
Geiger«, die Reggae-Spezialisten von
»Cashma Hoody«, die Hard-Rock-Formation »Dan« sowie »No sex until
Marriage« (Funk/Metal) und »Dos
Guitarros« aus Gomera.
Die Burgfestmacher haben alle Hände voll zu tun und sind dankbar für
jede Unterstützung. Wer Näheres
wissen will oder Lust hat, mitzuarbeiten, der kann sich unter der
Telefonnummer 0 60 31/8 82 63 (tagsüber)
melden, es gibt auch ein Postfach unter der Nummer 1100307.
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