18. Friedberger Burgfest 24.7.1993

Vor einigen Jahren hieß es noch: Die "Dissidenten kommen, die Polizei muß die Innenstadt von Barcelona sperren". El Houssaine Kili mit den Deutschen EthnoBeat-Helden hielt wahre Triumphzüge durch die Mittelmeerländer ab.

Tausende in ausverkauften Stadien jubelten dem charismatischen Frontmann zu und ließen sich in wahre Tanzträume versetzen. Man schrieb das Jahr '88 oder '87. Den Dissidenten war es dank ihrer afrikanischen Sänger (neben Kili den Algerier Hamid Baroudi) gelungen, eine Brücke zu schlagen zwischen traditionellen afrikanischen Klängen und modernen westlichen Tanzrythmen. Nach Jahren internationalen Erfolgs wurde es Anfang der 90er ruhig um die Pioniere aus Germanistan. Die Sänger wurden ausgewechselt und das ganze Projekt verkam zur reinen Showband.

Parallel dazu ging Kilis persönliche Entwicklung immer mehr zurück zu seinen Wurzeln: Vor allem Tradition der südmarrokanischen Gnaoul-Musik ist es, die El Houssaine Kili heute in seinen Kompositionen verarbeitet. In seiner eigenen Band hat er mit dem Saxophonisten Roland Schäffer (jahrelang Embryo-Mitglied) einen Sideman gefunden, der Kilis Spiel auf der Sentir (einer Art marrokanischen Baßguitarre) sowie seinen hehligen arabischen Gesang vorzüglich ergänzt. Komplettiert wird das Quartett von Alex Krieg (keyb) sowie Peter Götzmann (dr).

"Der König kam aus Marroko", schrieb die Frankfurter Rundschau im letzten Sommer begeistert, als die Kili Band bei den Liedern im Park gastierte. Murmelnder Singsang wie in maghrobischen Dörfern, harter Rythmus, Saxophonklänge kullern wie Perlen über den Synthessizerteppich und mittendrin Kili, der weit mehr bietet, als einen Dissidenten-Aufguß. Die emotionsgeladene Atmosphäre, die von seiner Stimme und von seinem Spiel ausgeht, entlädt sich schließlich beim Publikum mittels einer exzessiven Tanz-Trance. Eine Message, die an Voodoo- und Macumba-Kulte erinnert, wird spürbar.

Sattelt die Kamele!

Quelle: Pressemitteilung 18. Burgfest