Das Orginal Friedberger Burgfestmännchen

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15. Friedberger Burgfest 7.7.1990

 
Die Frage, ob sich Chansons in deutscher Sprache singen ließen, erübrigt sich angesichts einiger, wenn auch weniger Interpreten, die das Mögliche durch das Tatsächliche beweisen. Zu diesen paar Interpreten gehört Barbara Thalheim aus der DDR, die beste unter den Frauen, die sich zur Zeit dem Genre widmen. In dem Texter Fritz-Jochem Kopka fand sie einen idealen Partner. Barbara Thalheim liefert zu den Alltagsbeobachtungen mit lauter oder leiserer kritischer Dimension die Melodien und singt sie nuanciert und mit Verstand.
Friedberger Burgfest - Barbara Thalheim

Ungewöhnlich sind bei ihr die Arrangements. Arbeitete sie früher mit einem Streichquartett, so läßt sie sich jetzt von Gitarre, Perkussionsinstrumenten, Tuba und Keyboards begleiten. Dabei entsteht eine Mischung aus Klassik, Jazz und Rock.

Die Künstlerin hat in der DDR bereits fünf LPs, in der BRD eine LP ("Ohne Vorschrift leben") veröffentlicht und mit ihrer Band drei Bühnenprogramme erarbeitet, die die von ihr behandelten Themen deutlich werden lassen: "In der Nacht, in der Macht, in der Not ist der Mensch nicht gern alleine", "Dienst nach Vorschrift", "Vorsicht, Frau".

Die Qualität von Barbara Thalheims Schaffen wird durch die hochqualifizierte Besetzung ihres Begleitensembles sichtbar.

JÜRGEN ECKE: Film-, Hörspiel-, Theaterkomponist, Keyboards
HEINER HERZOG: Solopauker, Berliner Sinfonie-Orchester
GEORG SCHWARK: Rundfunk-Sinfonie-Orchester
JANNIS SOTOS: Gitarre, Hochschule für Musik, Ost-Berlin
CHRISTINE REUMSCHÜSSEL: Keyboards, Konzertpianistin, Hochschule für Musik, Dresden
MARCUS SCHLOUSSEN: Bass, Rockmusiker

Was fang ich mit mir an?
Was fang ich mit mir an in diesen Jahren,
Die nicht die ersten besten Jahre sind?
Was fang ich an mit meinen kurzen Haaren,
Die nicht so wolln wie der prinzipienlose Wind?
Ich bin alt gegen diesern Wind gelaufen
Und wollte doch, daß ich auch positiv sein kann.
Was fang ich mit mir an?

Was fang ich an als eine von so vielen
Im Paradies von Zuversicht und Disziplin,
Verhangen noch den wilden Kinderspielen,
Wo jeder eine Welt zu wagen schien?
Kann man sich nicht mit jedem leicht verwechseln?
Kommt es denn da noch auf einen an?
Was fang ich mit mir an?

Was fang ich an mit mir an diesen Stränden
Von einem glatten, unbezwungnen Meer,
So rot nicht nur von Sonnenbränden,
So blaß nicht nur vom ewigen Begehr
Ach, wenn ich endlich wüßte, was ich wollte,
Was ich auf diesem Meer erreichen kann.
Was fang ich mit mir an?

Was fang ich mit mir an und meiner Freiheit,
Die über mir schwebt wie ein Luftballon,
Verletzbar, leicht und ewig wie die Jetztzeit
ich habe viel zuviel und nie genug davon.

 

Wanderer erwachen früh

Wanderer erwachen früh
Andere erwachen nie

Wanderer erleben viel
Andere sind gleich am Ziel

Wanderer schützt nichts vorm Wind
Andre bleiben sehend blind

Wenn es schon Ratschläge sein sollen:

Setzt euch nicht fest
lest nicht immer das gleiche Buch
Beginnt nicht jedes Gespräche mit: Wie geht's
Beendet nicht jedes Gespräch mit: Mach' s gut

Setzt euch nicht fest
Die Mühlenflügel drehen sich wieder
Die Ruinen sind weggeräumt oder als
als Ruinen ruiniert

Die Seite derer, die wirklich arbeiten, kann
nicht die
Falsche Seite sein

Unterschätzt nicht die Kinder
Beobachtet an ihnen, wieviel Originalität
euch
Verloren gegangen ist.

(Auszüge aus dem Textbuch Höhlen-, Drachen- und Trotzdem-Lieder von Fritz-Jochen Kopka und Barbara Thalheim ISBN 3-9801888-0-9)

Quelle: 15. Burgfest-Programmheft